Festungsforschung Mainz
Fort Hauptstein

Fort Hauptstein

Aktuelles und Erreichbarkeit

Die erhaltenen Gebäude des einstigen Fort Hauptstein befinden sich heute am Johann-Maria-Kertell-Platz, etwas oberhalb vom Taubertsbergbad und sind bequem vom Hauptbahnhof aus über die Wallstraße zu erreichen. Erhalten haben sich aus der Befestigungsphase ab 1713 das Kellergeschoss des Kehlreduits, mit dem ab 1842 steinern ausgebauten Obergeschoss, sowie aus einer späteren Befestigungsphase ab 1873 der Kavalier Hauptstein. In den beiden Gebäuden sind Räumlichkeiten von fünf verschiedenen Vereinen untergebracht, sodass sie gänzlich einer aktuellen Nutzung unterliegen. Lange Zeit dominierten die zunehmenden Gehölze auf dem Dach das Erscheinungsbild des Kehlreduits, während die Erdaufschüttung auf dem Dach des Kavaliers seit den 1970er Jahren nicht mehr vorhanden war. Seit 2021 werden die Gebäude nun instand gesetzt und sollen im Stadtbild bald wieder würdig in Erscheinung treten. Das Ensemble ist recht gepflegt und aktuell nicht mehr vom Verfall bedroht.

Eine öffentliche Begehung der Bauwerke ist nicht möglich, Führungen werden nicht angeboten. Die Front des Kavaliers kann öffentlich besichtigt werden; das Kehlreduit ist eingezäunt und teilweise von der Straße aus einsehbar. Die Rückseite der beiden Gebäude ist teilweise von der Liegewiese des angrenzenden Freibad aus zu betrachten.

Geschichte des Hauptstein

Die erste Befestigung auf dem Hauptstein entstand zur Zeit der schwedischen Besetzung ab 1633. Hier wurde der Verlauf der Landwehr durchbrochen und eine erste Erdschanze errichtet – diese ähnelt unter anderem den Schanzen auf dem Albansberg und dem Jakobsberg und gehört zu den ältesten Standorten einer Schanze vor Mainz. Auf einem Kupferstich von Matth. Merian ist zu sehen, dass die Schanze damals noch die Form einer Zitadelle hatte, die mit jeweils einem Ravelin vor den beiden feldseitigen Flanken abgesichert wurde. Eine feste Bebauung hatte die Schanze auf dem Hauptstein damals noch nicht, lediglich einzelne Holzhütten werden hier wohl gestanden haben. Nach der Rückeroberung von Mainz ließ man die Schanze jedoch wieder zunehmend verfallen.

Fast 100 Jahre später wurde dann unter Kurfürst Lothar Franz von Schönborn der Festungsring vor den Bastionen der Stadt ausgebaut und einzelne Festungswerke als gemauerte Schanzen ausgeführt. Pläne aus diesen Jahren bezeugen, dass das Fort damals noch den Namen „Fort St. Francois“ trug. Der Festungsbaumeister Maximilian von Welsch entwarf unter anderem das Kehlreduit des Fort Hauptstein, das in einer ersten Ausbauphase der barocken Befestigung ab 1713 errichtet wurde. Zeitgleich entstanden auch die Forts Karl und Joseph; doch das Kellergeschoss des Kehlreduits auf dem Hauptstein ist als einziges bis heute oberirdisch sichtbar erhalten.

Nachdem Mainz zur Bundesfestung erklärt wurde, mussten einige verstärkende Maßnahmen ergriffen werden; sodass beispielsweise die hölzernen Blockhäuser auf den Kehlreduits der Forts Karl, Joseph und Hauptstein abgetragen und ab 1842 durch steinerne Obergeschosse ersetzt wurden.

Zur Zeit des Deutschen Reiches wurde die „Franziskus-Schanze“ dann im Rahmen der Stadterweiterung und dem Anlegen des Rheingauwalls ab 1873 mit einem Kavalier ausgebaut und in die Verteidigungslinie zwischen Fort Joseph und Kavalier Prinz Holstein eingebunden. In diesem Zuge rüstete das Militär das angrenzende Kehlreduit zu einem Kriegslaboratorium um: Unter anderem wurden die zum Vorfeld ausgerichteten Schießscharten im Obergeschoss zugemauert und die Zugänge zu den umliegenden Minengängen teilweise verschlossen.

Die Bauwerke entgingen den nach 1900 durchgeführten Entfestigungsarbeiten und wurden bald zivil genutzt: Zunächst als Obdachlosenheim, während des 2. WK (wohl?) als Kriegsgefangenenlager und zu späterem Zeitpunkt als Notunterkunft für Flüchtlinge. Um 1960 zogen die letzten Familien aus, die das Gebäude noch als Notwohnung genutzt haben. Im Zuge des Neubaus des Taubertsbergbades wurde der Abriss der Gebäude diskutiert, doch sie entgingen diesem Schicksal erneut knapp und konnten ab den 1970er Jahren von lokal ansässigen Vereinen als Vereinsheim angeeignet werden.

Die beiden Bauwerke auf dem Hauptstein ermöglichen die Ablesbarkeit von drei verschiedenen Aus- und Umbauphasen der Festung und stellen somit ein in dieser Form einzigartiges Ensemble der Mainzer Festungslandschaft dar, das Zeugnis einer über 300-jährigen Festungsgeschichte ablegt.