Festungsforschung Mainz
Festungsbiologie

Festungsbiologie

Die Festung mal ganz fernab des städtischen Trubels erleben, sich gemeinsam mit Eidechsen am Mauerwerk sonnen und die Fuchsmama mit ihren Jungen beim Spielen beobachten. Geht nicht? Geht doch! Für Naturfreunde und Ruhesuchende haben die alten Mauern einiges zu bieten. Daher habe ich im Folgenden ein paar Tips für Naturfreunde mit Wegbeschreibungen zu den schönsten Festungsoasen zusammengestellt…

Wir starten unsere Tour an Gleis 1 des S-Bahnhofes „Mainz Römisches Theater“ und laufen zu dem für den Naturschutz wohl bedeutendsten Bauwerk der Festung: der Zitadelle. Während der Zitadellengraben seit 1986 unter Naturschutz steht und als „Geschützter Landschaftsbestandteil“ eingetragen ist konnte sich hier ein kleiner Stadtwald entwickeln. Dies führte in den letzten 30 Jahren zu einem Super-GAU für die historischen Mauern. Seit 2016 wirkt man dem entgegen, lenkt die Entwicklung des Naturschutzgebietes geschickt mit kleinen Eingriffen und hat mit Sanierungsmaßnahmen am Denkmal begonnen. Zwar ist der Graben aufgrund der laufenden Maßnahmen derzeit nur Abschnittsweise begehbar, aber es lohnt sich allemal!

Wir wählen den Fußweg der sich direkt an die Gleise anschließt und im Rücken des in den 2000er Jahren errichteten Parkhauses in Richtung der Windmühlenstraße verläuft. Mit Blick auf die Zitadelle zu unserer linken Seite laufen wir den steilen Berg hinauf, lassen die hohen Mauern auf uns wirken und folgen dem Straßenverlauf bis wir, gleich nachdem wir eine Betonbrücke unterquert haben, die Spitze der Bastion Tacitus erreichen. Von hier aus führt ein breiter, unbefestigter Weg in den Zitadellengraben hinein. Die hohen Festungsmauern die den Graben einschließen lassen sich hinter dem dichten Bewuchs nur vage erahnen. Wir folgen dem Weg bis dieser sich auf Höhe der Kurtine zwischen den Bastionen Tacitus und Drusus weitet. Hier gab es bis in das Jahr 2016 noch einen rege besuchten Bolzplatz, der jedoch das Naturschutzgebiet in zwei separate Areale zerteilt hat. Nachdem im Jahr 2017 zahlreiche Bäume, die das Denkmal unmittelbar bedrohten gefällt werden mussten, wurde hier eine sog. Ausgleichsfläche angelegt. Durch das hier neu bepflanzte Areal wird der entstandene Verlust für die Natur kompensiert. Die Maßnahme kann als voller Erfolg bezeichnet werden. So lassen sich hier inzwischen zahlreiche Eidechsen beobachten, sowie mit etwas Glück verschiedene Vogelarten aus nächster Nähe bestaunen. Die Tiere sind durch die Ruhe in dem abgeschiedenen Areal vergleichsweise zutraulich. Auch für die Entwicklung der Flora ist der Graben von immenser Bedeutung.

Die Tour kann im Inneren der Zitadelle fortgesetzt werden, indem wir uns nun durch das Zitadellenportal begeben und uns auf der anderen Seite des Durchgangs nach links wenden. Dort geht es einige Stufen hinauf zu einem Pfad der oberhalb des Portals noch einen schönen Aussichtspunkt über den Graben bietet, bevor wir von Bastion Drusus bis hin zur Bastion Germanicus laufen. Entlang des Weges sind verschiedene Erdhügel zu sehen. Unter ihnen schlummern vereinzelt noch intakte aber überwachsene Bauwerke, die einst zur Lagerung von Munition und anderen militärischen Objekten dienten. An der Spitze der Bastion Germanicus angekommen genießen wir den Ausblick über die Altstadt.

Alternativ oder auch Ergänzend kann man vom Zitadellengraben aus auch direkt zum Hauptportal gehen. Nachdem wir die Einfahrt durchquert haben wenden wir uns nach rechts in Richtung Römisches Theater. Zu unserer rechten Seite steht eine Kirche, hinter der ein kleiner Pfad zum Festungsvorfeld führt. Von der Wilhelmiterstraße aus laufen wir über den Drususwall einmal entlang des gesamten Grabens. Unser kleiner Zitadellenrundgang endet in einer kleinen Biegung oberhalb des bereits besichtigten Grabenabschnittes an der Kleinen Windmühlenstraße. Sobald sich das Blattwerk des Stadtwaldes im Graben lichtet kann man von hier aus sehr gut den Drususstein sehen, der als das wohl größte leerstehende römische Grabdenkmal (Kenotaph) gilt.

Weitere Wegbeschreibungen folgen demnächst…